Wisst ihr, was ich gerade täglich mache?
….Ich spiele mit I n s t a b i l i t ä t.
Instabilität ist das, was wir alle gerade – zu Zeiten von Corona – erleben. Sie hat uns erwischt. Es fühlt sich nicht gut an. Wir haben unsere Standfestigkeit verloren, wurden aus unseren Rhythmen, Strukturen, Kontakten und Sicherheiten gerissen. Wir waren nicht vorbereitet, nicht reaktionsbereit. Wir waren fest. Gefühlt vielleicht ‚fest im Sattel‘, möglicherweise aber auch zu fest, eher steif und unbeweglich.
Ist Instabilität wirklich etwas Ungutes?
Ich sage nein. Instabilität bringt uns in Bewegung und hält uns zugleich beweglich und somit lebendig. Denn wenn wir zu fest in unseren Mustern sind, sind wir angreifbar, man kann uns leicht umwerfen, aus der Bahn bringen. Probiert es einmal aus:
Stellt euch ganz steif und fest hin, mit durchgedrückten Knien und lasst euch nun von hinten oder der Seite anstoßen. Ihr droht umzufallen. Dieser Zustand ist z.B. vergleichbar mit den Symptomen, die Stress, Angst und Ärger in uns auslösen. Das somatische Nervensystem steuert unsere Gesamtkörperspannung und einzelnen Muskeln.
Wenn wir aber die Instabilität nutzen und beweglich sind, dann sind wir auch reagibel. Wir fühlen uns reaktionsbereit und -fähig und sind so in der Lage Impulse abzufedern oder auszugleichen. Es passiert dann nicht einfach mit uns, sondern wir ergreifen die Initiative und tarieren. Tarieren bedeutet: Einen Ausgleich durch Gegengewichte schaffen. Das bringt uns in eine neue Balance.
Dazu dürfen wir muskulär nicht über- und nicht unterspannt sein. Eine wache Agilität ist gefragt. Körperlich und auch innerlich braucht es den Mut, manche Dinge offen zu lassen.
Was können unsere Gegengewichte sein?
Um gleichsam beweglich und stabil zu sein, brauchen wir eine gute Eigenwahrnehmung. Für unseren Körper, aber auch für unsere Bedürfnisse. Was unterstützt uns dabei?
Vielleicht
- Meditation und innere Ruhe
- Genuss
- ein unterstützendes und erwärmendes Miteinander
- das bewusste Erleben von Momenten
- Zeit für Ideenfindung und Kreativität
- Musik und Kunst
- Sport
Und möglicherweise ist es gerade jetzt ein guter Moment, die eigenen Ausgleichsgewichte (wieder) zu finden und uns im Balancieren zu üben – immer wieder aufs Neue.
Mein Balancier-Tipp für Euch:
Balanciert auf einem Bein und begebt euch dadurch gezielt in Instabilität. Fordert sie richtig heraus: Verlagert euer Gewicht, streckt Arme und Beine aus, wendet euch dabei in alle Richtungen und nehmt wahr, was euch letzten Endes wieder zur Balance verhilft:
Das verkrampfte Festhalten-wollen, das unterspannte Aufgeben oder eine hohe Aufmerksamkeit und Wachheit, gekoppelt mit körperlicher Dynamik und feinstem Spürsinn. Es entsteht Lebendigkeit und gleichzeitig eine angenehme Entspannung durch das eigene Tarieren. Das vegetative Nervensystem wird reguliert, wir finden innere Ruhe und stärken die seelische Widerstandskraft.
Und zuletzt möchte ich euch einen wundervollen Balancier-Song vorschlagen:
„Moments“ von Hollow Coves, einer Band, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Frieden in das Leben der Menschen zu bringen, (….) indem sie ihren Geist erneuern und den Fokus auf etwas Positives verschieben können“.
https://www.youtube.com/watch?v=gxaSIF8_liQ
Zitat:
„Wahre Ruhe ist nicht Mangel an Bewegung. Sie ist das Gleichgewicht der Bewegung.“
Ernst Freiherr von Feuchtersleben